HAMLET, SHAKESPEARE UND DAS UNIVERSUM

I. The Infinite Universe

„To be, or not to be, ay there's the point.“ und „Hamlet is a monument of world literature, but it is a monument built on shifting sands.“ Zitat und Aussage im „Hamlet“-Kommentar von Stephen Greenblatt, Herausgeber des „The Norton Shakespeare“, sind seit den Berichten über die Öffnung von Tycho Brahes Grab in Prag hintergründig aktuell geworden.[Anm.1] Es gab zwar, wie er weiter schreibt, gewisse Hinweise auf einen möglichen anderen Autor: „Shakespeare developed a complex syntax and a remarkably expanded diction“ sowie „he introduced over six hundred words in Hamlet that he had not used before“; aber seitdem Peter Usher unter Berücksichtigung dessen, dass viele dieser neuen Wörter aus seinem Fachgebiet Astronomie und Astrophysik stammen, im Jahre 1997 mit dem Titel Hamlet and Infinite Universe eine neue These vorgestellt hat, gibt es konkrete Argumente für einen Zweifel an Shakespeares Urheberschaft. In Ushers Worten enthält das Drama „an allegorical description of the competition between two cosmological models: the infinite Sun-centered universe of Thomas Digges (c.1546–1595) of England, and a hybrid Earth-centered model of Tycho Brahe (1546–1601) of Danmark.“ In zwei späteren Artikeln vertiefte Peter Usher seine Thesen; 2001 erschien Advances in the Hamlet cosmic allegory, gefolgt von Shakespeare's support for the New Astronomy im Jahr darauf.[Anm.2]

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II. Thomas Digges

Thomas Digges war der Erste, der den Begriff „infinite“ für die Größe des Universums einführte. Durch Beobachtungen der Milchstraße („Milky Way“) mit einem teleskopartigen Rohr („perspective trunk“) hatten er und sein Vater Leonard erkannt, dass diese nicht eine meteorologische Erscheinung (Aristoteles), sondern eine Ansammlung von wegen ihrer großen Entfernung nur schwach leuchtenden Sternen war. Seine Erkenntnis findet ihren Ausdruck in Hamlets Ausruf: „O God, I could be bounded in a nutshell and count myself a king of infinite space, were it not that I have bad dreams.“ [II,2,248/9]

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III. Wittenberg (und retrograde)

KING CLAUDIUS [to HAMLET]
For your intent in going back to school in Wittenberg, it is most retrograde to our desire, …
QUEEN GERTRUDE
Let not thy mother lose her prayers, Hamlet. I pray thee stay with us, go not to Wittenberg. [I,2,112-114 + 118/9]

König und Königin bitten ihren Sohn und Thronfolger eindringlich, sein Studium in Wittenberg abzubrechen. Warum? Dies geht aus den Anmerkungen und Kommentaren zu diesen Textstellen nicht hervor. Stattdessen werden nur Gemeinplätze angegeben wie z. B. bei „Wittenberg“ a) im The Norton Shakespeare: „The birthplace of Protestantism, the university of Luther and Faustus, many Danes studied there.“ b) im Stauffenburg: „war als Heimatuniversität des Dr. Faustus in Marlowes gleichnamiger Tragödie dem zeitgenössischen Zuschauer gut bekannt und galt als Ort fortschrittlichen humanistischen Denkens. Hamlet wird schon dadurch als Repräsentant eines modernen Denkens ausgewiesen, während Laertes mit der Wahl des Studienortes Paris ganz konventionelle Wege beschreitet.“

Ushers Untersuchung des Dramas weist Wittenberg eine andere Bedeutung zu. Georg Joachim Rheticus (1514–1574), Lehrer an der Wittenberger Universität, hatte nach einem dreijährigen Aufenthalt bei Nikolaus Kopernikus (1473–1543) in Frauenburg (Ostpreußen) dessen Manuskript von „De revolutionibus orbium coelestium libri VI“ in Nürnberg drucken lassen.[deutsch s. Anm.3] Mit einem Vorwort des Reformators Andreas Osiander (1498–1552) versehen, welches Vorbehalte Martin Luthers ausräumte, konnte die kopernikanische Theorie vom heliozentrischen Universum verbreitet und zuerst an seiner Universität gelehrt werden: „As a result, the University of Wittenberg became a center where Copernicus's work was studied“. Für König und Königin ist das geozentrische Weltbild Garant ihrer Herrschaftsrechte; Hamlet schien aus ihrer Sicht in Gefahr zu geraten, ihre und seine künftige Machtbasis zu zerstören.

Der Begriff retrograde steht für das Kardinalproblem des ptolemäischen Weltbildes, dem unerklärlichen Phänomen, dass die Bahnen einiger Planeten bei bestimmten Konstellationen zu Erde und Sonne rückläufig verlaufen. Es war, dessen war man sich sicher, nur eine scheinbare rückläufige Bewegung, warf aber u. a. die viel diskutierte Frage auf, ob der Mensch zwischen Schein und Sein unterscheiden könne.

[I.1] Enter BARNARDO and FRANCISCO, two sentinels [at several doors]
BERNARDO
Who's there?
FRANCISCO
Nay, answer me. Stand and unfold yourself.
BARNARDO
Long live the King!

Geradezu leitmotivisch eine retrograde Phase des Begrüßungszeremoniells gleich zu Beginn der Dramenhandlung!

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IV. Tycho Brahe und die „Zwillinge“

Ein Brief von Tycho Brahe, 1590 aus Dänemark an Thomas Savile in England geschickt, könnte für die Entstehung des Dramas bedeutsam gewesen sein. In seinem Brief wollte er sich zum Einen bei Thomas Digges in Erinnerung bringen („to be remembered to Digges“) [Beide hatten die sechzehnmonatige Supernova von 1572 beobachtet und ihre Ergebnisse ausgetauscht], zum Anderen hatte er die Bitte, „excellent English poets might compose witty epigrams in praise of him and his work“. Zu diesem Zweck hatte er dem Brief zwei Exemplare seines Buches „Recent Appereances in the Celestial World“ beigefügt, das 1588 in kleiner Auflage erschienen und für Freunde und Kollegen bestimmt war. Außerdem enthielt der Brief vier Abzüge von einem Kupferstich mit seinem Porträt, den er 1586 in Amsterdam hatte anfertigen lassen. Neben seinem Porträt sind Wappen seiner Vorfahren mit ihren Namen zu sehen, darunter auch die Namen GYLLEWILIES und ROSENSFAR, aber es ist fraglich, ob der „exzellente“ Poet William Shakespeare jemals von diesem Brief und dessen Inhalt etwas erfahren hat. Auch der Hinweis „that the two famous Shakespearean characters were modeled after an inseparable pair of vocal students from the University of Wittenberg, Knud Gyldenstierne and Frederick Rosenkrantz, who visited England and Scotland in 1592, as part of the Danish legation“ [numericana.com] besitzt keine dramatischen Elemente. [Anm.4] Diese hingegen gab es beim Aufenthalt von Giordano Bruno von 1583 bis 1585 in England als Gast des französischen Gesandten, wo er zahlreiche „cosmological tracts“ verfasste wie beispielsweise „De l'Infinito Universo et Mondi“ (1584). Seinen vehementen Einsatz für das kopernikanische Weltbild bezahlte er 1600 in Rom mit dem Tode auf dem Scheiterhaufen.

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V. Der Earl von Oxford, Edward de Vere

Einen leibhaftigen Bezug zwischen England und Dänemark mit Auswirkung auf das Drama hatte mit großer Wahrscheinlichkeit eine diplomatische Reise im Auftrag der englischen Königin: „Edward de Vere's brother-in-law Peregrine Bertie visited Elsinore in 1582 on a royal embassy to the King of Danmark, a visit that included a dinner [with] Rosenkrantz and Guildenstern. The King brought Bertie out to Tycho's observatory to meet the fabled astrologer.“ [TYWKIWDBI. blogspot.com] Edward de Vere (1550–1604), 17th Earl of Oxford, dürfte wohl einer der Ersten gewesen sein, dem Bertie von seiner Reise erzählt hat, einschließlich u. a. der Trinksitten am königlichen Hof. Fünf Jahre später, 1587, „the playwright Thomas Kyd (1558–1594) joined his household“. [georgedillon.com] Thomas Kyd hatte mit „The Spanish Tragedy“ den Prototyp der Rachetragödie geschaffen, zudem viele andere Dramen, von denen die meisten anonym erschienen sind, und vermutlich auch einen Ur-Hamlet, der verschollen ist. 1591 zog er mit Christopher Marlowe in eine gemeinsame Wohnung.

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VI. Zwischen Wittenberg und Elsinore

Ungeachtet der Frage, wer denn nun das Drama geschrieben hat, enthält das Porträt von Tycho Brahe im Text auf der Tafel, die an der Brüstung unterhalb des Brustbildes angebracht ist, einen wichtigen Hinweis.

Tycho Brahe
EFFIGIES TICHONS BRAHE OTTONIDS DANI
D[OMI]NI DE KNVDSTRVP ET ARCIS VRANIENBVRG IN
INSVLA HELLISPONTI DANICI HVENNA FVNDATORIS
INSTRVMENTORVMQ[VE] ASTRONOMICORVM IN EADEM
DISPOSITORVM INVENTORIS ET STRVCTORIS
AETATIS SVAE ANNO 40. ANNO D[OMI]NI 1586 COMPL.

Der dänische König hatte dem begüterten Adligen die mitten im Öresund liegende kleine Insel Hven (heute schwedisch Ven) für den Bau eines Observatoriums überlassen. Auf diese Lage in Bezug auf Helsingör bzw. engl. Elsinore (Königsschloss) und Wittenberg (Universität) spielt Hamlet mit den Worten an: „I am but mad north-north-west; when the wind is southerly, I know a hawk from a 'handsaw' [vermutlich 'heron'].“ [II,2,361/2] Nach dem Tod seines königlichen Förderers Friedrich II. 1588 kürzte ihm dessen Nachfolger Christian IV. die finanziellen Mittel; 1597 nahm er eine Einladung nach Wandsbek bei Hamburg an und verließ Dänemark. [Anm.5] Nach seinem Tod in Prag ließ Christian IV. die beiden Observatorien [das erste war nicht stabil genug für den großen Mauerquadranten] auf der Insel zerstören. Im Frieden von Roskilde (westlich von Kopenhagen) musste Dänemark 1658 die Insel (und andere Landesteile) an Schweden abtreten.

[Wittenberg und Helsingör liegen nahezu auf dem gleichen Längengrad von 12.6°, Ven (Landskrona vorgelagert) etwas weiter östlich auf dem Längengrad von ca. 12.7°. Breitengrade: 51.87°, 56.04°, 55.87°]

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VII. The platform

Als Ort der Handlung für die erste Szene des Dramas wird indirekt gemäß Vers [I,2,213] eine „platform“ angegeben und gewöhnlich mit „Schlossterrasse“ übersetzt. Nun war und ist aber an dem zwischen 1574 und 1585 von einer mittelalterlichen Festung zu einem im Stil der Renaissance umgebauten Schloss in Helsingör bzw. Elsinore (von „Kogen“ in „Kronborg“ umbenannt) keine Terrasse vorhanden. Es gibt nur einen umbauten Schlosshof; einen freiem Blick zum Himmel boten nur der jetzt (und vielleicht auch damals) helmlose massive Südturm sowie die einstmals mit Kanonen bestückten Bastionen. Auf einer „imaginären“ höheren Ebene (Peter Usher schlägt das Observatorium auf Hven vor) treffen sich Hamlet und Horatio, beide Studenten an der Universität Wittenberg, und diskutieren zu mitternächtlicher Stunde über die TYCHONISCHE Supernova von 1572 im Sternbild Cassiopeia. Hamlet begrüßt auch MARCELLUS, dessen Name vermutlich Bezug nimmt auf „the stellified Poet“ Marcellus Palingenius Stellatus. Dessen zwölfbändige „Zodiacus Vitae“ war einer der ersten Einträge in den 1558 eingeführten päpstlichen „Index der verbotenen Bücher“.

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VIII. Das siegreiche Modell des Universums

Peter Usher sieht den Höhepunkt des Dramas („The chief climax of the play“) in der Rückkehr des norwegischen Prinzen Fortinbras von seinem Kriegszug nach Polen [Livland] und dessen Begrüßung der englischen Gesandten, die mit der Botschaft „That Rosencrantz and Guildenstern are dead“ [V,2,315] nach Dänemark gereist waren. Damit hat allegorisch das heliozentrische Weltbild gesiegt: „Here Shakespeare signifies the triumph of the Copernican model and its Diggesian corollary.“ Folglich ist mit Hamlet auch das Hybrid-Weltmodell des Tycho Brahe untergegangen. Erst mit Friedrich Johannes Kepler (1571–1630), der das Rechnen mit Logarithmen einführte und auf der Basis der Messdaten Tycho Brahes die nach ihm benannten Planetengesetze entdeckte, begann man das Universum als ein dynamisches System zu begreifen, in dem die Sonne durch Fernwirkung die Planeten aktiv beeinflusst. Die Erkenntnis, dass die Planetenbahnen nicht kreisförmig, sondern elliptisch um die Sonne verlaufen, machte die noch immer notwendigen Epizykel entbehrlich und erlaubte exakte Vorausberechnungen der Planetenbewegungen..

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IX. Das Oxford-Problem

Edward de Vere, 17th Earl of Oxford, oder William Shakespeare: Wer schrieb den „Hamlet“? Am 12. Juli 1602 wurde „A book called 'the Revenge of HAMLETT Prince Denmarke'“ von dem Drucker James Roberts bei der Stationers' Corporation (bzw. Company) „as yt was lately Acted by the Lord Chamberleyne his servantes“ zum Druck angemeldet. Damit hatte die 1403 gegründete und wie ein Monopol handelnde Londoner Buchhändlergilde das Recht zu Herstellung, Vertrieb und Verkauf des Werkes erworben. Der Earl hätte bei einem berechtigten Anspruch auf die Urheberschaft am „Hamlet“ das Werk in seinem Namen eintragen und drucken lassen müssen. [Erst 1842 wurde der Copyright Act erlassen.] Erfahrungsgemäß kam ein Werk erst dann zur Anmeldung, wenn die Aufführbarkeit durch häufige Proben gesichert war. So hatte jeder der Schauspieler seinen Anteil am Zustandekommen des Werkes. [Anm.6]

Das Verwertungsrecht am „Hamlet“ gelangte in den Besitz des Buchhändlers Nicholas Ling (Lynge) und von dort zu John Smethwick, der das Drama als Quarto sowie 1623 mit Mitgliedern der Stationers' Company zusammen mit anderen Werken William Shakespeares in „The First Folio“ veröffentlichte. Die Chronik über das Leben des Earl von Oxford zeigt hingegen für das Jahr 1602 nur ein einziges, ein anderes Ereignis an: „De Vere's acting company and that of Worcester merged and took up residence at the Boar's Head [Theatre]“. Vieles spricht für dessen Urheberschaft am Drama: die ungewöhnlich pointiert gesetzten astronomischen Fachwörter, seine Ortskenntnis, seine nautischen Kenntnisse als Schiffseigner (der „Edward Bonaventure“), die aktive Teilnahme an der Theaterszene und die Nähe zum englischen Königshof. Aber er war offensichtlich krank, verarmt und politisch erfolglos; am 24. Juni 1604 nahm er sich vermutlich selbst das Leben. William Shakespeare hingegen wurde um diese Zeit berühmt. Dazu trug auch der Entschluss seiner Schauspieltruppe „The Lord Chamberlain's Men“ bei, nach Ablauf des Mietvertrages mit dem Blackfriars Theatre 1597 ein eigenes Theater („famous playhouse“) mit Platz für 3ooo Zuschauer zu erbauen. 1599 war das Globe Theatre fertig; eine Fahne mit dem Herkules, einen Globus auf seinen Schultern tragend, wehte über dem Dach, um Aufführungen anzukündigen. Mit einem Anteil von 12,5 % an den Baukosten war William Shakespeare Miteigentümer des ruhmreichen Theaters.

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X. Der Dual Rosenkrantz und Guildenstern

Von To be, or not to be zu Tycho Brahe, or not Tycho Brahe? Die Öffnung von Tycho Brahes Grab in der Prager Teyn-Kirche zwecks Klärung der Todesursache weckte das öffentliche Interesse an den möglichen Verknüpfungen zwischen Handlungen im wirklichen Leben und auf der Bühne. [Anm.7] Hamlet verkörpert den dänischen Astronomen im Wesentlichen in den Szenen, die einen kosmologischen Hintergrund haben bzw. wo die beiden vom König herbei gerufenen Wittenberger Kommilitonen Hamlets mit ihren so einprägsamen Namen auftreten. Sie bilden ein unzertrennliches Paar, das möglicherweise Physik und Metaphysik in sich vereinigt: Guildenstern als Symbol für die Astronomie als Wissenschaft vom Universum, mit der „güldenen“ Sonne im Mittelpunkt, und Rosenkrantz andererseits als Ausdruck des nicht messbaren Bereichs von Glauben und Anbetung. Peter Ushers Thesen erklären einen wesentlichen Teil der Dramenhandlung. Im Vorwort seines Buches an Papst Paul III. schrieb Kopernikus, dass für ihn Wissen und Glauben voneinander unabhängig seien, weil ja das Wissen immer nur die Größe Gottes beweisen konnte. [Kleemann]

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XI. Ergänzungen und Hinweise

1. Anmerkungen

[1]
15.11.2010 Süddeutsche Zeitung; Klaus Brill: Mordverdacht nach 400 Jahren
18.11.2010 Frankfurter Allgemeine Zeitung (Feuilleton); Lorenz Jäger: War Hamlets Onkel Astronom?
19.11.2010 Frankfurter Allgemeine Zeitung (Deutschland und die Welt); Karl-Peter Schwarz: Beim Bart des Astronomen im Labor
[2]
Die Artikel von Peter Usher blieben bisher unübersetzt und unkommentiert. Auch der ganzseitige Artikel von Tobias Döring mit der Überschrift „Schwachgemuter Schurke? Stumpfstofflicher Gauner!“ in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 19. Juli 2001 enthält keinen Hinweis auf diese Thematik.
[3]
De revolutionibus orbium coelesticum Die Übersetzung des Buchtitels ins Deutsche ist nicht einheitlich; am häufigsten lautet er:
(1) Über die Umläufe der Himmelskörper
(2) Über die Kreisbewegungen der Weltkörper
[4]
In seinem Artikel „Shakespeare and the Ethos of the Rosicrucians“ [www.alchemywebsite.com/h_shake.html] bringt Ron Heisler Digges- und Shakespeare-Familie im Umkreis von Stratford-upon-Avon in Verbindung: „The Digges family were connected with the Bard over many years, it would seem“.
[5]
Allgemein geht man davon aus, dass König Christian IV. in Tycho Brahes Arbeiten keinen Nutzen für sich und sein Land sah und daher nicht bereit war, ihn wie sein Vater zu unterstützen; eine Vertreibung aus Dänemark im Jahr 1599 hat mit großer Wahrscheinlichkeit nicht stattgefunden.
[6]
Wahrscheinlich lag es auch an der frühen Monopolstellung der Drucker- und Buchhändlergilde, dass sich der Buchdruck in England vergleichsweise langsam durchsetzte, auch wenn primär für englische Adlige, die zumeist Verfasser von literarischen Texten waren, das „stigma of print“ galt, ein starker Vorbehalt gegenüber dem neuen Medium und das Festhalten an der überlieferten Handschriftenkultur. [Rippl]
[7]
Die in „Kunstvaerket“ aufgestellten Hypothesen von Peter Andersen bestärken die Ansicht, dass Vorgänge aus Tycho Brahes Leben verschlüsselt in den „Hamlet“ übernommen worden sein könnten; der mutmaßliche Giftmord durch seinen Cousin dürfte jedoch zeitlich nach der Fertigstellung des Dramas erfolgt sein.

2. Literatur

THE ARDEN SHAKESPEARE; Harold Jenkins;Hamlet; London (1982)2003
THE NORTON SHAKESPEARE; Stephen Greenblatt; Artikel „Hamlet“; New York 1997 [Zitate]

William Shakespeare; Frank Günther; Hamlet; ARS VIVENDI, 2008
William Shakespeare; Norbert Greiner, Wolfgang G. Müller; STAUFFENBURG, 2006

Lexikon des Mittelalters; WBG Darmstadt o.J.
Kleemann,Georg; Nikolaus Kopernikus; in: ZEIT-Bibliothek der 100 Sachbücher, suhrkamp, 1984
Rippl, Gabriele; Literatur und (visuelle) Medien in der Frühen Neuzeit; in: Nünning,Vera (Hrsg.): Kulturgeschichte der englischen Literatur; A.Francke, 2005

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XII. Das Genie

Zwischen Oktober 1594 und Oktober 1597 wurde „The Tragical History of Doctor Faustus“, fußend auf der „Historia von D. Johann Fausten, dem weitbeschreiten Zauberer und Schwarzkünstler“ von 1587, fünfundzwanzig mal von „The Admiral's Men“ aufgeführt. Mit nur wenigen „ironischen“ Worten hat Christopher Marlowe, Jahrgangskohorte von William Shakespeare, die Weltlage angezeigt:

„Are all celestial bodies but one globe,
As in the substance of thies centric earth?“

Um dann zu schließen:

„I have been a student here these thirty years, oh,
Would I had never seen Wertenberg, never read book!“

Ein Marc Chagall der Literatur, einflussreich bis hin zu Michail Bulgakows „Der Meister und Margarita“!

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(Hans Kleinholdermann, Hofheim am Taunus, den 5. Januar 2011)